Galán ist wie ein Symbol, eine Kontur mit Seele, eine mit Leben erfüllte Skizze. Diese Geschichte erzählt von meiner Entscheidung, meine Welt etliche Jahre meines Lebens mithilfe eines Ausdrucks zu teilen.
Erste Entwürfe
Die Geschichte begann im Jahr 1993 mit ein paar einfachen Zeichnungen. In diesen ersten Entwürfen entstand eine rückgratartige Struktur. Ein Ständer.
Nun kamen mir einige Fragen in den Sinn.
Wo sollen die Hosen aufgehängt werden? Vorne oder hinten?
Letztendlich kam ich zu einem Entschluss, der meine Zweifel ausräumte. Die Jacke wird hinten aufgehängt und die Hosen vorne. Der Ausdruck hatte nun Form angenommen und war abgeschlossen. Nicht so jedoch in meinen Gedanken.
Nach meiner Abreise aus London begleitete mich dieser Ausdruck noch für lange Zeit. Ich spürte, dass diese ersten Striche ihre eigene besondere Kraft und Eigenleben hatten. Sie waren nicht bloß Teil jemandes Mobiliar geworden, sondern gehörten zu jemandes Leben.
Es war mir klar dass, wollte ich diesen Ausdruck zum Leben erwecken, es in Form eines bildhauerischen Ausdrucks sein müsste. Zu jenem Zeitpunkt wurde mir klar, dass das Ziel meiner Mühe und Arbeit Folgendes sein müsste: die Erschaffung einer dem Alltag Glanz verleihenden Skulptur. Der tägliche Kontakt meiner Skulptur soll die Menschen dazu anregen, mehr über sie herausfinden zu wollen und sie besser zu verstehen. Paul Valéry sagte „Das beste Werk ist jenes, welches sein Geheimnis am Längsten bewahrt.“
Als ich im Jahr 2004 zu Galán zurückkam, hatte ich das Gefühl, dass wir beide uns weiterentwickelt hatten. Ich war nicht mehr derselbe wie vor zehn Jahren. Damals war ich ungestümer. Es war zu jener Zeit, als ich beschloss, Galáns Form zu definieren und ihm meine Proportionen zu verleihen.
Dann erarbeitete ich ein kleines Modell. Es besaß Eleganz und Feinheit, jedoch kein Leben. Mir wurde klar, dass wenn ich Galán Leben einhauchen wollte, musste ich es mit den Lebenserfahrungen und dem Lebensüberdruss, die ich seit den ersten Zeichnungen von 1993 gesammelt hatte, inspirieren.
Im Jahr 2011 traf ich auf einen Schreinermeister, der sich einer der feinsten Künste Europas widmet und der in seiner Werkstatt im österreichischen Vorarlberg Möbel auf höchstem Niveau und ausschließlich unter Verwendung von Massivholz herstellt. Ende September stattete ich seiner Firma einen Besuch mit einem Prototyp in Originalgröße ab. An diesem Morgen entschieden wir, dass Galán in Österreich das Licht der Welt erblicken sollte. Im Laufe eines Jahres wurden drei Prototypen hergestellt, um zu der endgültigen Form zu gelangen.
Es hat mich fasziniert, an den Punkt zu gelangen, wo eine Form, die nie zuvor existiert hat, vor meinem Augen zu einer vollkommenen Wirklichkeit wird. Galán lebt dank seiner eigenen Spannung, dank seiner eigenen Identität. Selbst im Stillstand hat er Bewegung. Ohne etwas zu tun, tut er es.
Heute, zwanzig Jahre später, glaube ich, dass meine Zeichnung von 1993 sogar zu jener Zeit zutiefst menschlich war. Während dieses langen Prozesses änderte sich etwas in mir. Es sind die von uns verwirklichten Träume, die uns zu dem machen, was wir sind, oder uns zumindest den Weg weisen.